Die europäische Prozessindustrie sieht sich mit der globalen Wettbewerbsintensivierung konfrontiert.
Aufgrund der hohen Verfügbarkeit der Rohstoffe und des stetigen Ausbaus der Produktionskapazitäten in den Schwellenländern profitieren die europäischen Hersteller nur geringfügig von der steigenden Nachfrage nach erdölnahen Basischemikalien. Im Vergleich steigt die Nachfrage in Europa nur geringfügig, weshalb die hier ansässigen Hersteller von chemisch-pharmazeutischen Produkten zunehmend Marktanteile verlieren. Vor dem beschriebenen Hintergrund konzentrieren sich die europäischen Hersteller zunehmend auf die Produktion höherwertiger Spezialchemikalien, bei denen der industrielle Kunde der treibende Wettbewerbsfaktor ist.
Quelle: Invite GmbH
Dessen Nachfrage nach anwendungsspezifischen und innovativen Lösungen bewirkt die kontinuierliche Entwicklung von Produktinnovationen, woraus wiederum kürzere Produktlebenszyklen resultieren. Daher werden schnelle und kostengünstige Anpassungen an neue Produktionsanforderungen zu einem entscheidenden Wettbewerbsvorteil.
Modulare Produktionsanlagen (vgl. Abbildung) ermöglichen das Konzept der kundennahen sowie dezentralen Produktion und können in kurzer Zeit auf Nachfrageschwankungen angepasst werden, wodurch sie den europäischen Herstellern Wettbewerbsvorteile auf dem Markt der Prozessindustrie sichern sollen.
Mit der Neuartigkeit der Produktionsform sind logistische Fragestellungen verbunden, die es zu beantworten gilt.
Eine Detailanalyse der bereits existierenden Anwendungsfälle der modularen Produktion bildet die Grundlage des Forschungsprojektes. Sie dient der Identifikation der relevanten Einflussgrößen für die
Konzeption der logistischen Strukturen und Prozesse. Darauf aufbauend werden die wesentlichen Anforderungen der modularen Produktionseinheiten an ihre Produktionsumgebung erfasst. Auf diese Weise erfolgt u.a. die Ermittlung der Kriterien für die Auswahl eines Chemieparks sowie die Positionierung der modularen Produktionsanlagen innerhalb eines solchen Geländes. Darüber hinaus sind auch die Gestaltung der Ver- und Entsorgungsprozesse sowie die Bestimmung der erforderlichen Betriebsmittel Inhalt des Forschungsprojektes.
Das Forschungsprojekt zielt auf die Entwicklung eines Vorgehensmodells ab, mit dem die für den Betrieb der modularen Produktionsanlagen notwendigen logistischen Rahmenbedingungen strukturiert erfasst werden. Damit wird ein allgemeingültiger Leitfaden zur Inbetriebnahme der modularen Produktionsanlage bereitgestellt. Auf diese Weise können für den jeweiligen Anwendungsfall die damit verbundenen logistischen Aufgaben identifiziert und dadurch die Umsetzbarkeit sowie der Realisierungsweg abgeschätzt werden.
Das Forschungsprojekt (IGF Vorhaben Nr. 19266N) wird aus Mitteln des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie über die Arbeitsgemeinschaft industrieller Forschungsvereinigungen „Otto von Guericke“ e.V. (AiF) gefördert.